Opera ist ein guter Browser. Da besteht in Fachkreisen meist Einigkeit. Nur es nutzt ihn keiner. Seitdem es diesen Browser gibt, kommt er nicht über 2% Marktanteil hinaus. Auf die meisten Websites verirren sich sogar noch deutlich weniger Besucher auf dem roten O.
Mit dieser Frage beschäftigt sich auch Craig Buckler in seinem Artikel The Problem With Opera auf sitepoint.com (mit anschließender angeregter Diskussion).
Das Kernproblem liegt Wohl in einem gewissen Mangel an Usability oder zumindest intuitiver Bedienbarkeit. Optionen und Funktionen sind oft nicht dort zu finden, wo ich sie erwarte. Erwarte, weil sich bei anderen Vertretern unabhängig vom Hersteller, gewisse vertraute Bedienkonzepte etabliert haben. Es sind auch die umfangreichen und oft schwer auffindbaren Konfigurationsmöglichkeiten.
Opera is also configurable in ways which you don’t see in other applications. Perhaps that’s innovative, but it can lead to confusion. I’ve been using the application for many years but I often have difficulty locating the option I need.
Otto Normal wird es wohl so oder so ähnlich sehen. Auch weil ein Browser etwas ganz einfaches ist. Das Programm, mit dem man ins Internet geht. Und das möglichst ohne Hürden.
Few people are willing to climb the steep learning curve especially when competing browsers offer an easier and less disorientating experience.
Von daher war Opera auch für mich nie das Tool der Wahl. Auch die Tatsache, dass Opera ziemlich zuverlässig ist, was die Interpretation der Eingaben der Webdesigner angeht, ändert für mich nichts daran. Man hat mit dem Opera zwar eine ziemlich hohe Zuverlässigkeitsquote, soweit man sauberen und der Spezifikation entsprechenden Code schreibt.
Das wiegt es für mich aber nicht auf. Mein Tool der Wahl, muss mir selbst als Nutzer eine gelungene Userexperience liefern. Außerdem muss es ein Browser sein, der über einen relevanten Marktanteil und eine Vielzahl von Entwicklertools verfügt. Schon seit Jahren ist daher Firefox meine Nr. 1 und der Rest ist für mich nur zum testen da.
In einem weiteren Artikel beschäftigte sich Craig übrigens damit, warum Opera eigentlich der beste Browser der Welt sein könnte: Is Opera 10.5 the Best Browser Ever?
Matthias sagt:
Nutze Opera weil es glaub ich der einzige Browser ist, der mit integriertem Email Client daherkommt.
Und noch dazu sauschnell ist 🙂
16. März 2010 — 17:25
Nico sagt:
Ich nutze Opera seit es ihn umsonst gibt. Ich sehe ehrlich gesagt nicht das Problem darin, dass Opera einen anderen Weg geht als andere Hersteller. Denn meiner Meinung nach unterscheiden sich Internet Explorer und Firefox untereinander genausostark wie gegenüber Opera, das kann also nicht der Grund sein. Im Gegensatz zu anderen Browsern hat Opera meiner Ansicht nach das durchdachteste Bedienkonzept. Es gibt keine Menüs in denen man außer den Proxy-Einstellungen eigentlich nichts relevantes einstellen kann, es gibt durchdachte Dialoge und Funktionen, die von den anderen Herstellern meist nur schlecht kopiert werden. Der einzige Mangel sind die fehlenden Addons, die aber durch UserJS und Opera Unite nach und nach nachgeliefert werden (im Falle von Unite sogar auf eine einzigartige Weise). Die mangelnde Verbreitung liegt meiner Meinung nach in fehlendem Marketing. Hinzu kommen unfähige Webseiten-Entwickler, die Nutzer von Browsern mit weniger als 10%-Marktanteil einfach ausschließen (es wäre ja nicht so schwer stattdessen einfach eine standardkonforme Seite auszuliefern, die in Opera in 99% der Fälle auch funktionieren würde). Ich denke mit dem Ballotscreen in Windows 7 wird sich einiges für Opera ändern.
16. März 2010 — 17:42
Marcel sagt:
Kann mich da Nico anschließen, was das fehlende Marketing betrifft. Während Firefox von allen Seiten promotet wurde und das Image „funktionierender Browser für Jedermann“ erlangte, blieb Opera eher im Hintergrund, und war etwas Spezielles. Dass er vorbildlich irgendwelche Standards umsetzt, das interessiert den Otto-Normal-User gar nicht. Ergo bietet Opera wenig (beworbene) Features, die ihn für die große Masse interessant machen.
Ich bin übrigens mit Safari ganz zufrieden, der bietet mir eigentlich alles, was ich benötige. Firefox & Co. sind zum Testen auch noch installiert und werden regelmäßig genutzt, aber Browser erster Wahl bleibt Safari.
16. März 2010 — 17:59
Bert sagt:
Opera ist einfach ein Browser für Poweruser, nicht für den Normalo. Ich rege mich regelmäßig über die nervige Bedienung ausnahmslos aller anderer Browser auf – und über deren andere Eigenheiten, wie die ständig nervenden und unverständlichen Updatevorgänge beim Firefox, das zwanghafte Aufdrängen von Hilfestellungen im IE (about:tabs) und vieles mehr. Fehlende Plugins sind aus meiner Sicht kein Thema, da man als Opera-Nutzer einfach keine Plugins braucht. Er bringt schon alles mit, was man braucht und ist trotzdem noch schneller als FF ohne Plugins.
Die Bedienung ist einfach nur genial – ich bin damit dreimal so schnell unterwegs wie mit jedem anderen Browser. Der E-Mail-Client ist gewöhnungsbedürftig, bietet aber bei näherer Betrachtung genau das, was man täglich braucht, nicht mehr und nicht weniger. Der Feedreader ist die einzig sinnvolle Art, wie man einen solchen aufbauen kann (die in den anderen Browsern bieten nichts außer der Information, dass neue Artikel da sind – für alles Weitere kann ich gleich die Seite direkt aufrufen).
Gerade vor dem Hintergrund wundere ich mich immer wieder aufs Neue, wie Opera von durchaus namhaften Leuten aus der Entwicklerszene plattgeredet wird. Meiner Meinung nach beruht das fast ausschließlich auf dem fehlenden Willen, sich mal ein paar Tage mit dem Zweiprozent-Browser auseinanderzusetzen. Denn zugegeben, auseinandersetzen muss man sich mit dem roten O schon ein wenig, bevor man seine wahre Stärke erkennt.
Einziges Manko ist meiner Meinung nach Dragonfly, da ist selbst das Tool vom IE8 besser, und an den Feuerkäfer kommt sowieso nichts ran. Aber in dem Moment, da man das wirklich braucht, hat man normalerweise sowieso auch andere Browser und somit auch den FF offen.
16. März 2010 — 19:57
Björn sagt:
Danke für die interessanten Kommentare und Meinungen!
@Matthias: Und Du warst noch schneller 😉 Das dürfte der schnellste Kommentar auf dem Webzeugkoffer gewesen sein.
Marketing war ja auch noch so ein Grund. Den hab‘ ich etwas unterschlagen. Auch das macht wohl das ein oder andere Prozent aus.
Das Plattreden des O sehe ich relativ. Ich zumindest, sowie viele andere Webschaffende auch, haben das eigentlich nicht nötig. Und es würde auch keinen negativen Einfluss auf die Verbreitung des Browsers haben. Was wir da reden, würde Otto Normal eh nicht verstehen 😉 Aber im Ernst: Ich für meinen Teil setze eben auf einem für den Markt relevanten „großen“ Browser auf, der zudem zuverlässig ist und mir die entsprechenden Entwicklertools mitbringt. Von dieser Basis aus arbeite ich dann.
Ich könnte mich u.U. auch an O gewöhnen. Aber ich denke mal, dass die FF-Basis breit und zuverlössig genug ist und sehe daher nicht ein, mich umzugewöhnen.
Ungeachtet dessen, steht für mich außer Frage, dass ich auf O teste und ich froh wäre, wenn er zu Unhgunsten des IE Marktanteile gewinnen würde.
16. März 2010 — 20:20
Matthias sagt:
Hehe, ja das war aus der Laune heraus, weil Growl mir das angezeigt hat und ich dafür bin, das Opera weitaus mehr Prozent verdient!
Nur ist es den Leuten, die nicht mit Webdesign oder ähnlichem zu tun haben, egal, welchen Browser sie benutzen. Hauptsache sie kommen ins Internet.
Da gibts ein gutes Video von Google, wo sie durch die Straßen von New York laufen und fragen was denn ein Browser sei. Meistens kommt dann die Antwort „Searchengine“ oder „Google“. Naja, ich weiß auch nicht, wie man das verändern könnte. Technikjournalisten probieren da ja einiges, klappt aber nicht immer, weil Leute noch immer glauben, installieren ist böse oder so.
16. März 2010 — 20:31
neb sagt:
Oh, hätte gedacht, das wäre „ganz klar“, weshalb sich Opera nicht stärker verbreitet:
Weil Opera keine freie Software ist.
Früher Adware. Nun Freeware. Aber unfrei. Warum hält Opera den Code zurück? Diese Frage stell ich mir. Der Browser ist das Wichtigste überhaupt für mich – wichtiger noch als das Betriebssystem. Mein Browser IST quasi mein Betriebssystem. Und da kommt mir nichts Unfreies unter die Finger.
17. März 2010 — 0:44
Bert sagt:
Glaubst du ernsthaft, dass außer ein paar Spezialisten irgendjemand da draußen Wert darauf legt, ob seine Software „frei“ ist?
17. März 2010 — 7:57
Björn sagt:
Das sehe ich wie Bert. Für einen Normalo ist es nicht relevant, ob der Code frei ist. Darüber weiß er nix, das interessiert ihn nicht – mich auch nicht. Dieses Argument geht am Markt (99,99% ganz normale Nutzer) vorbei.
17. März 2010 — 10:00
Lars sagt:
Also Deine Meinung kann ich ehrlich gesagt nicht ganz verstehen. Du sagst:
> Aber im Ernst: Ich für meinen Teil setze eben auf einem für den Markt relevanten “großen” Browser auf, der zudem zuverlässig ist und mir die entsprechenden Entwicklertools mitbringt.
Muss denn der Browser den Du benutzt gleich auch das Entwicklungswerkzeug mitbringen? Ich benutze seit ich im Internet unterwegs bin Opera und bin super zufrieden. Zum entwickeln nehme ich FireFox mit Firebug usw, allerdings mittlerweile auch öfter Opera Dragonfly.
Dragonfly ist noch nicht perfekt, mir fehlen da auch ein paar Features, aber trotzdem ist der Browser zum benutzen, also zum Surfen usw. für mich besser als Firefox, Chrome oder andere.
Bei uns in der Firma wird Opera auch immer schlecht geredet, natürlich ohne Begründung. Aber so lange ich mir meinen Browser aussuchen kann, nehme ich doch den der mir am meisten zusagt, und da FireFox immer langsamer wird und immer instabiler wird, fällt der für mich (auch aufgrund der meiner Meinung nach hässlichen Oberfläche) aus der Liste.
OpenSource bringt mir persöhnlich bei einem Browser nichts, da ich nicht glaube das tausende Leute in den Quellcode vom Firefox gucken und dort Sicherheitslücken suchen. Natürlich KANN man es, aber wer macht das schon wirklich?
Vielleicht liegt es wirklich da dran das Opera früher Adware war, aber das ist schon seit Jahren nicht mehr so und viele kennen Opera so gar nicht. Also ich tippe da eher auf (fehlendes) Marketing.
17. März 2010 — 10:44
Björn sagt:
@Lars:
Nein natürlich nicht. Aber für mich persönlich vereint er alles, was ich brauche. Ein guter und komfortabler Browser, den ich außerdem auch für die Arbeit nutzen kann. D.h. nicht, dass es bei anderen nicht der Opera oder Safari sein kann.
17. März 2010 — 11:07
neb sagt:
@Bert:
Nun, diese „Spezialisten“ (was heißt das schon? Man könnte ja schon all die Leute „Spezialisten“ nennen, die NICHT den IE verwenden …) haben aber meist einen immensen Einfluß auf ihre soziale Umgebung: das sind ganz starke Gatekeeper!
Sprich: es mag manche Nutzer geben, die schauen sich selbst nach Browsern um, und denen könnte die Lizenz egal sein. Aber das ist nur eine Teilmenge.
Leute, die sich nicht auskennen, suchen nicht selbstständig nach Browsern und vergleichen die. Sie fragen den, der sich „mit PC und so auskennt“.
Ich kann die Leute, die ich mit alternativen Browsern ausgestattet habe, nicht mit vier Händen abzählen. Und da hört es ja nicht auf — sondern die wiederum geben ihre (hoffentlich positive) Erkenntnis ja wieder weiter an Bekannte. Also, was der Gatekeeper sät, gedeiht. Und ich (und viele andere, ebenfalls aus Lizenzgrund) säe nicht „Opera“.
Zumal bei freier Software doch nicht nur der zugängliche Quelltext zählt.
17. März 2010 — 14:09
Bert sagt:
Gegenbeweis: Ich habe fast meine gesamte internetnutzende Verwandtschaft dazu gebracht, Opera zu verwenden. Und der ist trotzdem nur bei 2%. 😉
Wie genau definierst du denn „freie Software“? Was es auch ist, werden sich wohl bestenfalls ein paar Geeks unter den Nerds darauf stützen. Erfahrene Nutzer, die unerfahrenen einen Browser empfehlen, werden vermutlich den angeben, den sie selbst nutzen. Aber nur weil sie erfahrener sind, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass sie bei ihrer Wahl auf sowas achten. Bei der Browserwahl zählt doch vielmehr:
– Wie gut komme ich mit dem Ding klar?
– Bietet er alle Features, die ich brauche?
– Unterstützt er halbwegs die aktuellen Standards?
– Sind 99% des Webs damit nutzbar?
– Finde ich die Einstellungen, die ich ändern will?
– Kann ich meine 500 Lesezeichen vom ollen IE importieren?
– Ist das Ding cool?
Gerade was den letzten Punkt angeht, wird der Coolness-Faktor wohl oft mit „scheinbar nutzen es viele Leute“ gleichgesetzt. Worüber viel geredet wird, das muss cool sein. Also wird es ausprobiert und weil es besser als der IE ist, bleibt man dabei.
Aber wer installiert sich schon sämtliche Browser, testet die dann alle und sucht sich einen davon aus? So gut wie niemand. Vielmehr hört man von einem anderen Browser, sieht ihn vielleicht mal, findet ihn ganz schick und probiert ihn dann aus. Und dann bleibt man entweder dabei oder wechselt wieder zu seinem alten. Und da liegt das Problem von Opera: kaum jemand verwendet ihn, also „zeigt“ er sich nicht rum. Womit wir wieder bei der fehlenden Vermarktung wären.
Das gleiche lässt sich übrigens bei Browsern für Mobiltelefone beobachten. Nur ist Opera Mini da weitaus besser vertreten. Mag daran liegen, dass die Nutzergemeinde hier viel geekiger ist. Oder einfach daran, dass es keine vernünftigen Alternativen gibt. 😉
17. März 2010 — 14:34
Björn sagt:
Da würde ich auf fifty-fifty tippen 🙂 Und bald bekommen wir hier dann auch noch den Bogen zum iPhone (über den Safari) 😉
17. März 2010 — 14:49
Hardy sagt:
Ich setze FF als Hauptbrowser ein und schaue immer mit einem andere Browser über den Tellerrand. Epiphany und Chromium waren schon dran, nun seit 3 Wochen Opera. Durchaus denkbar das er sich bei mir als Hauptbrowser etabliert. Was Bert in 4 schreibt kann ich so direkt unterschreiben.
Und ich hab mich auch gut zurechtgefunden. Das Opera nicht unter einer freien Lizenz steht ist ein Manko (jede Software sollte generell Open Source sein). Das er Chat, Feed, E-Mail, Adblocker schon mitbringt ist genial.
Das 2%-Schattendasein hat er nicht verdient.
20. März 2010 — 2:08