Gerade dann, wenn die Budgets knapp sind oder man ein privates Blog betreibt, lautet die Devise ganz oft „selbst machen“. Hier im Blog habe ich bereits die Methode der 5-Sekunden-Tests vorgestellt: Usability Schnelltests, lecker Fastfood
Auch für diesen Zweck steht ein kostenloses Tool zur Verfügung, das schnelle Ergebnisse liefert. Der Five Second Test.
Ich habe diese Möglichkeit bereits genutzt und die Methode „Sentiment“ benutzt. Ziel war es, mit Hilfe der Leser des Webzeugkoffers, Designentscheidungen für das Re-Design des Blogs herbeizuführen. Wie versprochen, folgt jetzt die Beschreibung der selbst gemachten Erfahrungen mit diesem Testverfahren.
Bevor ich konkreter auf die Ergebnisse meines Tests eingehe, ein paar grundlegende Gedanken zu den Vor- und Nachteilen dieser Testmethode.
Besonderheiten des 5-Sekunden-Tests
Wie der Titel dieses Artikels schon vermuten lässt. Die Zeit ist extrem kurz. Trotz der Testinstruktionen, die man vor der Durchführung erhält. Kollegen und Leser meines Blogs haben mich darauf hingewiesen, dass es unter diesen Umständen schwer fällt, ein Urteil zu fällen.
Auf der anderen Seite fallen solche gefühlsmäßigen Entscheidungen sogar noch schneller. Allerdings unterbewusst. Und danach kann man oft gar nicht so konkret sagen, was einem gefallen hat und was nicht. Das ist dann das spezielle Problem dieses Tests.
Ein weiteres Problem liegt in den sehr subjektiven Aussagen der Betrachter. Darauf muss man sich bei dieser Methode allerdings einlassen. Natürlich gehen die Urteile der Nutzer teils weit auseinander. Gefällt dem einen der Hintergrund der Website gut, spricht ein anderer von einem „komischen Hintergrund“.
Trotzdem lieferte der Test zum Teil deutliche Tendenzen, die mich bei den weiteren Arbeiten zum Re-Design beeinflusst haben. Außerdem konnte ich auf diese Weise mit Hilfe verschiedener Leser des Blogs einen kostenlosen Usabilitytest durchführen. Eine preiswerte Alternative zu kostspieligen echten Usabilitytests unter Laborbedingungen – deutlich fünfstellige Beträge sind da keine Seltenheit.
Testergebnisse und Schlussfolgerungen für den Webzeugkoffer
Ein privates Blog liefert natürlich keine repräsentativen Ergebnisse. Es standen mir 25 verwertbare Ergebnisse zur Verfügung. Aber wie gesagt, waren in bestimmten Bereichen konkrete Tendenzen zu erkennen. Diese Kritik und Anregungen habe ich sehr gerne aufgenommen und mit in das Re-Design meines Blogs einfließen lassen.
Zur Erinnerung hier nochmal der Screenshot, den die Tester für fünf Sekunden angezeigt bekamen (Webzeugkoffer vor dem 17. März 2009).
Branding/Headerbild und Navigation
Mir gefiel der Ansatz ganz gut, den Header nur oberhalb der Hauptinhalte zu platzieren. Um so den Fokus mehr auf diesen Bereich zu lenken. Hier waren die Meinungen geteilt. Zwei pro und zwei Contra. Wobei hier nicht ganz deutlich hervor ging, ob es den Betrachtern nur um die Breite ging oder die Optik an sich. U.U. war auch die fehlende Abgrenzung zu den großen Artikelbildern ein Faktor.
Schlussendlich habe ich mich dazu entschieden, den Header-Bereich inkl. der Navigation wieder über die gesamte Breite zu ziehen.
Artikelbilder
Diese großformatiken Bilder setze ich für längere Artikel ein. Zum einen, um sie hervorzuheben, zum anderen um mit einem Bild, die in den Artikeln folgenden Aussagen zu verstärken oder sogar zusammenzufassen. Außerdem finde ich das persönlich schön und freue mich selbst immer wieder über Blogs, die dieses Stilmittel auch verwenden. Ich tauche so gerne in die Artikel ein.
Neun mal wurde das Artikelbild unter „liked“ genannt. Nur einer Testperson hat es negativ aufgestoßen. Kurzum habe ich diesen Teil beibehalten und mit rüber genommen.
Hier zeigt sich aber auch wieder ein kleiner Nachteil der Testmethode. Vielleicht gefiel dem ein oder anderen nur die Frau auf dem Foto besonders. Hier könnte man evtl. mit etwas neutralerem nachtesten.
Struktur und Übersicht
Drei mal wurde die klare Struktur gelobt. „Clear box structure“, „Klarheit“ und „Übersichtlichkeit/Lesbarkeit“ waren die Anmerkungen der Testpersonen.
Trotzdem gab es hierzu auch negative Kritiken. Bei genauerem Betrachten waren die auch nachvollziehbar. Konkret notierte eine Person: „Too much clutter in the boxes on the left“ (Wirrwarr).
Mir war es selbst auch noch zu unruhig, gerade was den Hauptinhaltsbereich betrifft. Das hat mich zu der Entscheidung geführt, das Ganze an dieser Stelle weiter zu reduzieren. Das gesamte Erscheinungsbild bzw. das Design sollte minimalistischer werden. Weißraum und Typografie sollen mehr arbeiten und ein harmonisches, übersichtliches und gut lesbares Gesamtbild ergeben.
Das hieß auch, weniger Boxen und noch weniger Linien. Wie ich finde hat das auch das Problem des Wirrwarrs entschärft.
Sonstige Erkenntnisse
Andere Anmerkungen wurden nur einmal genannt. Das muss aber gar kein Nachteil sein. Sie haben mich immerhin zum Nach- und teilweise zum Umdenken angeregt und hatten damit auch Einfluss auf verschiedene Designentscheidungen.
Zum Abschluss
Das soll’s möglichst kurz und knapp zu den Erfahrungen mit dem 5-Sekunden-Test gewesen sein. Ich hoffe, ich konnte Euch damit einen besseren Einblick in diese Methode geben. Ich hoffe auch, dass deutlich geworden ist, wo die Probleme dieser Methode liegen und dass noch einiges an Interpretationsbedarf in den erhaltenen Ergebnissen steckt. Außerdem geht es in meinem Fall neben der Meinung der Leser auch um ganz persönliche Vorlieben bzw. die persönliche Note.
Trotz der teilweise vorhandenen Schwierigkeiten und des Interpretationsbedarfs, überwiegen die Vorteile dieser Methode für mich. Sie ist kostenlos und liefert trotzdem den ein oder anderen Ansatzpunkt.
Ich danke den Testteilnehmern sehr für ihre Zeit und das konstruktive Feedback!
Eric Eggert sagt:
Danke, da sind doch einige Erkenntnisse dabei heraus gekommen, ich bin nach den 5 Sekunden da allerdings immer überfordert. Vielleicht analysiere ich die Webseiten zu sehr, versuche erst Struktur und Inhalte herauszufinden. Und dann ist das Bild auch schon weg. 😀
25. März 2009 — 21:48
Björn sagt:
@Eric Eggert: Trotzdem danke fürt Dein Feedback! Und Du siehst, man kann schon was damit anfangen. Das passt natürlich nicht immer. Es war auch spannend zu sehen, wie das spontan wirkt.
Mir als Testperson würde es übrigens ähnlich gehen wie Dir 😉
25. März 2009 — 21:51
Markus Schlegel sagt:
Ich finde 5 Sekunden genau richtig. Kürzer, und man bekommt überhaupt keinen Eindruck. Länger, und man verfängt sich selbst in unwillkürlichen Abwägungen.
Kleine Artikelbildchen finde ich auch gut, werde ich wohl bald verstärkt einsetzen.
Dieses Kommentarformular ist mMn noch nicht so gelungen. Das ist ein zu starker Kontrast zwischen Normal und Focus. Kann aber auch dran liegen, dass meine Augen gerade ohnehin schon schmerzen.
25. März 2009 — 22:45
Jenny sagt:
5 Sekunden finde ich eine optimale Zeitspanne, ich merke auch schon nach wenigen Sekunden ob ich auf einer Webseite länger bleiben will oder wieder auf Zurück klicke
30. März 2009 — 17:12