Ein Widerspruch in sich? Nein, mit Sicherheit ist es das nicht. Aber es ist nicht immer ganz einfach. Vor allem auch dann, wenn verschiedene Vertreter verschiedener Disziplinen zusammenarbeiten sollen (evtl. noch komplett voneinander isoliert).
Was bringt es, wenn Besucher die Website finden und gleich wieder weg sind? Was bringt es, wenn die Website zum bleiben anregen würde, aber nur schwer gefunden wird? Was bringt es gefunden, für ansprechend befunden zu werden, aber schlicht unbenutzbar zu sein? Gutes Webdesign, Usability und SEO gilt es bestmöglich miteinander zu kombinieren, um das zu verhindern.
Hilfreich ist dabei, wenn die Anforderungen und der Kontext des Projekts klar definiert sind und ein durchdachtes Konzept vorliegt. Fehlt das Konzept, oder wird eine Disziplin zu Ungunsten der anderen überbetont, ergeben sich denkbare Problemszenarien:
- SEO schlecht, Design gut, wenige Besucher
- SEO gut, Design gut, schlechte Usability, Besucher frustriert
- SEO gut, Design schlecht, Besucher gleich wieder weg
Alle dieser Szenarien haben enorm negativen Einfluss auf den Erfolg einer Website. Einige weitere sind denkbar.
Der Artikel Why Web Design Matters geht der Frage nach, wie wichtig die Rolle guten Webdesigns ist und wie die falsche Überbetonung von Design oft dazu führt, dass es nicht richtig funkt zwischen Seite und Besucher. Es geht darum, wie gutes Webdesign mal sehr stark betont und in anderen Fällen wiederum geschickt reduziert zur Geltung kommt. Je nach Kontext, sowie den Erwartungen und Zielsetzungen der Besucher. Ausgangspunkt ist immer die Ausrichtung einer Website: Zielgruppe(n) und Zielsetzung(en).
Zentrale Fragen am Anfang eines Webdesign-Projekts
Der Artikel im SEO Book geht v.a. auch auf den wichtigen initialen Schritt in der Konzeption ein. Die Frage nach den Besuchern (Publikum, Zielgruppe) der Website und ihrer konkreten Zielsetzung. Oder konkreter noch:
- Wer wird die Website nutzen?
- Was wollen Nutzer mit der Website tun?
- Wie finden Nutzer zur Website?
Gerade die dritte Frage wird oft nur unzureichend beantwortet, wenn überhaupt. Aber auch diese Frage soll Antworten zum Kontext der Website liefern. Auf diese dritte Frage sollen die folgenden Ausführungen näher eingehen.
Ein Beispiel – Microsite zu einem Produkt-Bundle
Stellen wir uns vor, es wird auf Basis einer Kooperation das eigene Produkt kombiniert mit dem eines Partners angeboten. Ein Projektteam ist v.a. zuständig für die Entwicklung des Produkts und am Rande mit seiner Vermarktung beschäftigt. Wir brauchen eine Microsite, lautet der Auftrag.
Es ist verständlich, dass dann ein Szenario nicht alleine von diesem Projektteam beschrieben werden kann. Das Produkt-Bundle soll mit Hilfe einer Microsite vermarktet werden, aber auch die nötigen Services rund um das Bundle sollen zur Verfügung gestellt werden. Außerdem haben wir noch andere Produkte im Angebot, die auch noch interessant sein könnten.
Das Projektteam wird im Vorfeld wahrscheinlich nur einen Teil des Szenarios beschreiben. Naheliegend, etwas eindimensional gedacht, berücksichtigt dieser Teil nur einen Aspekt des Gesamtszenarios: Der Nutzer kennt das Produkt bereits. Seine Einstiege sind entweder das Produkt an sich – z.B. ein Link in einer Desktopanwendung – oder ein Handbuch, in dem eine URL angedruckt ist.
Es ist aber auch denkbar, dass es nicht rein um dieses konkrete Produkt-Bundle geht. U.U. besitzt der Besucher bereits einen Teil der Lösung und es geht darum, ihn auf den zweiten Teil aufmerksam zu machen und ihn dafür zu gewinnen. Also muss er sogar wieder den Weg fort von der Microsite, eins höher zur zentralen Produktwebsite finden.
Ja wo laufen sie denn?
Besucherströme von Websites laufen nicht nur eindimensional. In dem oben genannten Beispiel sind also, wie bereits erwähnt, weitere Kontextszenarien denkbar. Welche Quellen füttern diese Microsite also weiter mit Besuchern?
- Die zentrale Produktwebsite
- Suchmaschinen
- Onlinekampagnen
Allen dreien gemeinsam ist, dass die Besucher entweder auf der Suche nach der Lösung zu einem konkreten Problem ankommen oder bereits auf die Lösung eines konkreten Problems aufmerksam gemacht wurden. Gerade die Besucher von Suchmaschinen kommen außerhalb des Kontext des Bundles, haben aber evtl. ein Problem, dass dieses Bundle lösen kann. Man muss also die (wahrscheinlichen) Wege und gleichzeitig die Motivation der Besucher berücksichtigen.
Webdesign als ganzheitliches Konzept
Ohne jetzt weiter auf diese Motivation und ohne auf die Vermarktungsziele einzugehen, sollen diese Punkte verdeutlichen, dass oft komplexere Szenarien zu berücksichtigen sind. Das Konzept muss also zahlreiche Dinge gleichzeitig leisten:
- Eine durchdachte Informationsarchitektur
- Ein angemessen ansprechendes und benutzbares Design
- Gute Maßnahmen zur Suchmaschinenoptimierung
Ein gutes Produkt zu einem guten Preis selbstredend.
Im gegenseitigen Zusammenwirken der verschiedenen Disziplinen, unter Berücksichtigung dieser Aspekte, kann dann ein gutes Ergebnis erreicht werden. Dieses Ergebnis kann dann den Qualitätskriterien der einzelnen Disziplin, sowie der richtigen Ausrichtung der Website zu gute kommen. Kompromisse sollten nur innerhalb der einzelnen Disziplinen eingegangen werden, zu Gunsten des Gesamtergebnisses.
Moritz Gießmann sagt:
Wenn wir grade schon beim Thema Design sind. Man sieht, dass bei dir geschraubt wird und es gefällt mir richtig gut! Es wirkt alles schön rund und aufeinander abgestimmt.
30. Oktober 2008 — 23:15
@webzeugkoffer sagt:
Gebloggt: http://tinyurl.com/5r8xg5
30. Oktober 2008 — 23:12
Webstandard-Team sagt:
Hat auch niemand behauptet das es einfach ist, nur denken es die meisten ;o) Klasse Artikel!
31. Oktober 2008 — 9:56
Andreas Spannbauer sagt:
Danke für den guten Artikel!
Zu den eingangs erwähnten Konzept-Szenarien, fällt mir noch ein häufig auftrendes, viertes Szenario ein:
– SEO gut
– Design gut
– Content schlecht…
Natürlich gehts in diesem Artikel ums Design, aber immer wieder scheiterts auch einfach an unzureichenden Inhalten.
31. Oktober 2008 — 15:56
Björn sagt:
Danke Andreas für die Ergänzung! Finde, die passt trotzdem gut hier rein.
31. Oktober 2008 — 16:05
Anne-Kathrin sagt:
Schöner Artikel mit viel (Denk-)Potenzial!
Generell sprichst du einen Idealfall an, den ich mir auch oft wünschen würde, auch wenn mich „ganzheitlich“ viel zu sehr an die medizinische Wunderwaffe erinnert und den schalen Geschmack des Esoterischen in mir weckt. Du hast recht!
Dass insgesamt ein interdisziplinärer Ansatz ggf. mit Trennung der passenden Verantwortungsbereiche(!) eine tolle Sache ist, liegt auf der Hand.
Das bedeutet leider in jeglicher Hinsicht Kosten/Mehrkosten.
Je nach Projekt: schwierig.
Weitere Variante leider ebenso unbefriedigend und ähnlich problematisch:
Rechnet man als der (hoffentlich vielseitige, weitdenkende und kompetente) Designer/Entwickler oder wie auch sonst man sich nennen möchte, die Stunden zusammen, die man abseits des Schreibtischs nachgedacht hat, um all diese Konzepte unter einen Hut zu bringen, wird das Projekt leicht unbezahlbar/unrentabel, nur merkt es nicht der Kunde sondern der Entwickler.
Es ist aus meiner Sicht ein Ansatz, den es gilt, nach Außen zu kommunizieren. Andererseits sehe ich es auch als Appell, Synergien besser zu nutzen.
Der Hinweis „Content“: sehr wichtig und leider wahrscheinlich kaum ein Einzelfall.
1. November 2008 — 16:13
Gandalf sagt:
Die Beschriftung dieses Kommentar-Formulars ist grauenhaft. Graue Schrift auf weißen Untergrund?
23. November 2008 — 14:06