Gemeint ist Design im weiteren Sinn, inkl. Informationsarchitektur und Interaktionsdesign.
Sucht man nach Gründen z.B. für erhöhte Abbruchraten, sind es oft auch die weniger offensichtlichen Aspekte, die zum Tragen kommen. Usability wird nicht nur von Webdesignern und -entwicklern beeinflusst.
Dabei hilft es, sich mal allgemeine Aspekte und Einflussfaktoren von UID (User Interface Design) zu vergegenwärtigen.
Ich würde das mal auf die folgenden vier Felder verteilen:
- Informationsarchitektur und Organisation
- Gestaltung und Psychologie
- Ergonomie und Interaktionsdesign
- Verständnis und Transparenz
Der Hund liegt außerdem ja meistens unter der Oberfläche begraben. Usability-Probleme also auch? Könnte man annehmen.
Die Oberfläche, Interaktionen und Flows können da handwerklich noch so gut sein, die Texte noch so gut lesbar. Wenn Produkte sehr erklärungsbedürftig sind, hat man außerdem ein weiteres Problem. Werden Preismodelle nicht absolut transparent und nachvollziehbar erläutert (Bsp. Handytarife), hat man spätestens dann Probleme, wenn man nicht der deutlich günstigste Anbieter ist.
Verständnis – nicht nur im Sinn einer möglichst einfachen Sprache – und Transparenz. Sie dürften auch eine besonders gewichtige Rolle spielen. Zumindest abseits der reinen Informationsangebote.
Man darf auch bei den sog. A/B-Tests nicht vergessen, nur verschiedene Layout-Variationen in Betracht zu ziehen. Oft kann auch das Wording den Ausschlag geben.
Punkte, denen ich mal weiter nachgehen und darüber berichten werde.
Gefragt sind jedenfalls nicht nur die Architekten und Erbauer der Oberflächen. Produktmanagement, Vertrieb und Marketing können auch ihren Beitrag leisten.
Dominique sagt:
Genau mit diesem Thema werde auch ich mich die nächsten Tage auch intensiv befassen.
Es wird langsam Zeit, dass die vergleichsweise junge IT-Branche sich von Motoren-Tüftlern zu echten Lösungsanbietern weiter entwickelt. Schaut man sich im Vergleich die traditionsreichere Automobilindustrie an, dann erkennt man schnell wo dort inzwischen die Schwerpunkte gelegt werden. Da geht es schon lange nicht mehr (nur) um Motoren. Natürlich spielen sie noch eine Rolle, aber eben nicht die Hauptrolle.
Der Fokus muss auf dem Benutzer liegen. UID Methoden helfen im Entwicklungsprozess den Benutzer kennen und verstehen zu lernen. Anforderungen an Software werden klar und nachprüfbar definiert.
Wir schaffen das!
6. Mai 2010 — 8:44
Alexander Böck sagt:
„nicht vergessen, nur verschiedene Layout-Variationen in Betracht zu ziehen. Oft kann auch das Wording den Ausschlag geben“
-> Dem kann ich nur mit absolutem Nachdruck zustimmen! Im Blog eines amerikanischen Designers (Link leider niche gebookmarked) war vor ein paar Monaten zu lesen, welche dramatischen Änderungen er in den Zugriffsstats verzeichnete nur dadurch, das er das Wording eines einzigen Links nach und nach veränderte/verbesserte. Das reichte von (sinngemäß) „Hier klicken“ bis hin zu „Hier erhalten sie das und das“. Sein Wording war allerdings komplexer als mein primitives, für jeden logisch nachvollziehbares Beispiel, aber die Änderungen waren sehr subtil, ergaben aber jedesmal schon eine Verbesserung der Klicks um mehrere Prozent.
Ich denke, dem Thema „Layout“ wird gegenüber dem Thema „Wording“ noch deutlich zu viel Augenmerk geschenkt. Das hat meiner Erfahrung nach auch damit zu tun, dass viele Kunden unter „Design“ immer noch und ausschließlich das Schaffen bunter Bildchen und Buttons verstehen, und nicht den gesamten Zusammenhang aus Botschaft, Gestaltung derselben und effektiver Vermittlung (durch richtige Technik). Es fällt mir auch immer sehr schwer, ihnen das zu vermitteln, auch weil sich dafür ja niemand Zeit nimmt. Und viele Kunden glauben – obwohl sie im Webdesign Laien sind – selbst Designer zu sein und diskutieren dann mit ihrem Partner stundenlang über die richtige Farbe – haben aber noch keinen Satz Content geschrieben! Da wird es dann lächerlich.
8. Mai 2010 — 15:46
Björn sagt:
@Dominique: Kürzlich habe ich gelesen, dass Chemieunternehmen Lösungen anbieten 😉
Nutzer kommen leider in vielen Fällen noch zu kurz. Oft werden deren Anforderungen von Marketing- und PR-Bedürfnissen überstimmt. Oft und zurecht auch zum Nachteil des Anbieters.
Bei einer Agentur habe ich mal Business Centered Design aufgeschnappt. Eine Formulierung die einen besseren Ansatz beschreibt.
@Alexander Böck: Danke für die ergänzenden Erläuterungen zum Thema Wording!
8. Mai 2010 — 20:51
steffi sagt:
@Alexander Böck: super zusammengefasst, kann man nur zustimmen.
Zum Thema Wording: http://whichtestwon.com
Sehr interessantes Ergebnis, wie ich finde 🙂
13. Mai 2010 — 16:32
Carsten sagt:
Interessanter Artikel! Gerade in dem Bereich Online Shopping muss da noch viel passieren damit die Absprungrate der User weniger wird.
17. Mai 2010 — 10:15
martensms sagt:
Im Bereich Usability muss sich wohl noch sehr viel tun. Das Problem ist wohl auch, dass viele CMS das „klassische“ dreispaltige Layout verinnerlicht haben. Aber auch Blogs sind fast immer nach dem identischen Schema aufgebaut und nutzen das Tagging-Prinzip.
Qualitativ hochwertige Sites werden so „benutzbar“, wenn aber der Autor vergisst, richtig zu taggen, bringt die Navigationsart auch nichts =)
Das KISS-Prinzip hat sich bisher am besten etabliert. Möglichst wenig Inhalt für die Navigation, das wichtigste groß – das unwichtige klein.
Sehr genial hierfür ist http://fivesecondtest.com
26. Mai 2010 — 4:18
Björn sagt:
@martensms: Danke für Deine Anmerkungen.
Den Five Second Test habe ich hier auch mal vorgestellt: Usability Schnelltests, lecker Fastfood
26. Mai 2010 — 7:14