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Dumme User scrollen nicht


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Infos zum AutorInfos zum Autor User scrollen nicht. Dafür sind sie zu dumm und zu faul. Die Folge: Der komplette Inhalt eine Website muss auf die Bildschirmseite der Startseite. - Ein Mythos, der sich selbst reproduziert.
 



Nielsen Kolumne:
"Are users stupid?"
User interface engineering-Report:
"As the page scrolls"


 

In der Aussage "User scrollen nicht, denn sie sind zu dumm und zu faul", stecken mindestens zwei Fehler: Die User sind weder zu dumm, noch scrollen sie nicht.
 

   

User sind nicht zu blöd

User sind nicht zu blöd, um sich mit komplexen und überladenen Seiten auseinander zu setzen, sondern ihnen ist es zu mühsam und zeitintensiv. Sie möchten einfach und schnell zu Informationen gelangen. Ein Weg, Komplexität oder schlicht Durcheinander (besonders auf Startseiten) zu umgehen, ist: nicht zu scrollen. Sondern gleich selektieren und schnell klicken.
 


 

 
   

User scrollen doch

User-Tests haben gezeigt: User sagen zwar, dass sie nicht gerne scrollen, doch sie tun es trotzdem, meist nebenbei. Auch beurteilen sie Websites, die immer alle Inhalte auf einer Bildschirmseite präsentieren, nicht als besser oder angenehmer. Den meisten Usern fällt es gar nicht auf, wenn eine Site so aufgebaut ist, dass sie nie scrollen müssen.
 

 
   

Raum zum Scrollen lassen

Hält man sich an den Rat, soviel wie möglich auf die sichtbare Bildschirmseite zu packen, produziert man geradezu ein Nicht-Scrollen der User. Denn maximaler Inhalt auf minimale Fläche löst ein Überangebot aus. Der User ist überwältigt und desorientiert. Mit dem Ergebnis, dass er sich nicht intensiv mit dem Angebot beschäftigt und nicht scrollt, weil er erst einmal genug Informationen und Klickangebote zu verarbeiten hat. Gängige Wege der Komplexitätsreduktion:
(1) Der User läßt sich treiben und klickt auf die auffälligste Info-Einheit oder auf etwas was für ihn interessant erscheint.
(2) Der User geht eher analytisch und geradlinig vor und benutzt entweder die Navigationsleiste oder die Suche.
Beide lassen das meiste der überladenen Bildschirmseite ungeachtet.
 


 
   

Anreize zum Scrollen geben

Der User scrollt gern: wenn es sich für ihn lohnt, wenn es für ihn auch weiter unten etwas Interessantes zu entdecken und zu erleben gibt. Wenn beim Scrollen natürlich nur mehr vom selben folgt oder die rechten und linken Randpalten weiter unten nur zum Abladen von Werbung, zur Auflistung unsinniger Features von Partnersites oder als Stauraum von Informationen benutzt werden, die in der Informationsarchitektur keinen Platz gefunden haben, ist scrollen wenig attraktiv. Zudem haben sich horizontale Linien als Scroll-Stopper erwiesen. Links weiter unten sollten inhaltsbasiert sein. Auch hat sich gezeigt, das User oftmals, wenn es um Informationen und Inhalte geht, Textlinks bevorzugen. Also: Für gute Inhalte wird gescrollt. Auch sollte man versuchen, in den unteren Bereichen Informationscluster zu bilden. Solche inhaltlichen Gruppierungen werden wegen der Größe schnell wahrgenommen und erleichtern aufgrund der Zusammengehörigkeit der Inhalte und der Links die Selektion.

 


 
   

Navigieren ermöglichen

Ähnlich wie beim Inhalt verhält es sich auch bei der Navigation: Scrollende Nutzer sollen etwas davon haben. Eine Seite sollte auch unten Navigationselemente haben. Das einfachste ist zunächst einmal die globale Navigation als Textlinks am Fuß der Seite zu wiederholen. Außerdem kann man spezifische Navigationselemente, die den gelesenen Inhalt unterstützen, anbieten und somit ein Themencluster schaffen. Hat der User sich in irgendeinen Artikel reingeklickt und scrollt nach unten, kann man ihm am Ende Navigationsangebote machen, die seine Interessen unterstützen (z.B. "Mehr zum Thema" oder einen Link zu einer spezifischen Übersicht).
 

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Timo Wirth
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